Grüne Technologien Verstehen: Orientierung im Wirrwarr von Öko-Technik Begriffen und Ideen

17.11.2023| Christian Kreutz
Wirklich grüne Datenserver sind noch weit von der Realität entfernt
Wirklich grüne Datenserver sind noch weit von der Realität entfernt

In der Welt von Umwelt und Technologie herrscht ein Wirrwarr an Begriffen: Grüne Technologie, Climate Tech, Clean Technology, Grüne IT. Diese Ausdrücke werden sehr unterschiedlich genutzt und interpretiert. Angesichts meiner eigenen Herausforderungen, diese Begriffe zu unterscheiden, entschloss ich mich, tiefer zu recherchieren.

Die Wechselwirkung zwischen Technologie und ihrer Fähigkeit, CO2-Emissionen zu senken oder gleichzeitig den globalen Kohlenstoffverbrauch zu steigern, ist ein wichtiges Thema zur nachhaltigen Nutzung von neuen Technologien. Diese Dualität wirft Fragen auf, wie genau Technologien sowohl als Lösung als auch als Teil des Problems fungieren können.

Ein hilfreiches Konzept in diesem Zusammenhang ist das der Twin Transition (Quelle EU), das Licht auf die entscheidende Rolle der digitalen Technologie im Kampf gegen die globale Erwärmung wirft. Experten betonen die Notwendigkeit, digitale Technologien in Einklang mit dem Klimaschutz zu bringen, um ihre Umweltauswirkungen zu minimieren. Doch wie genau kann dieser Spagat zwischen technologischem Fortschritt und Umweltschutz gelingen?

Digitale Neuerungen sind von entscheidender Bedeutung für den Umweltschutz. Von stromsparenden Sensoren und intelligenten Netzen bis hin zu KI-Techniken für bessere Klimavorhersagen – die Liste der Möglichkeiten ist lang. Doch die Frage bleibt: Wie lassen sich diese Technologien effektiv für den Klimaschutz einsetzen, ohne dabei selbst zum Problem zu werden? Problematisch ist hier der Rebound-Effekt, bei dem letztlich die gutgemeinte Unterstützung von neuen Technologien nur zu noch mehr Energieverbrauch führt. Ein Beispiel sind rechenintensive Berechnungen, die zu keiner Änderung auf der Policy-Ebene führen oder kaum genutzte Computer mit kostbaren Rohstoffen die viel zu früh im Müll landen.

Ein wichtiger Aspekt ist die Differenzierung zwischen Grüner Technologie und Grüner IT. Während Grüne Technologie ein breites Spektrum an Ansätzen zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks umfasst – von erneuerbaren Energien bis hin zu effizienteren industriellen Prozessen –, konzentriert sich Grüne IT speziell auf die Verringerung des Stromverbrauchs in IT-Systemen und der Digitalisierung.

Das zweischneidige Schwert der grünen Technologie

Aber auch die UN kommt zu dem, dass es keinen internationalen einheitlichen Begriff für grüne Technologie (Green Technology) gibt:

Es gibt keine allgemein anerkannte oder international vereinbarte Definition von grüner Technologie. Der Begriff kann allgemein definiert werden als Technologie, die das Potenzial hat, die Umweltleistung im Vergleich zu anderen Technologien erheblich zu verbessern. Er ist verwandt mit dem Begriff "umweltverträgliche Technologie", der im Rahmen der Agenda 21 der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung angenommen wurde, obwohl er nicht mehr allgemein verwendet wird. (Quelle)

Die Ironie der Grünen Technologie ist nicht zu übersehen: oft als Lösung für Umweltprobleme gepriesen, birgt sie doch ihre eigenen Herausforderungen. Von der Erzeugung "sauberer" Energie bis hin zu ihrer Rolle in der Digitalisierung – die Definition von Grüner Technologie bleibt umstritten. Experten streiten darüber, ob die Herstellung dieser Technologien wirklich kohlenstoffneutral sein kann, angesichts des hohen Bedarfs an Rohstoffen und Energie.

Ein Beispiel dafür ist grüner Stahl, der neue Technologien oder erneuerbare Ressourcen verwendet, um kohlenstoffarmen oder kohlenstofffreien Stahl herzustellen. Allerdings ist die Produktion dieser „grünen Technologien“ nicht vollständig kohlenstoffneutral. Die Herstellungsprozesse erfordern erhebliche Mengen an Rohstoffen. Diese Materialien benötigen wiederum große Mengen fossiler Energie für ihre Gewinnung, ihren Transport und ihre Verarbeitung und tragen so zu CO2-Emissionen bei. Zum Beispiel könnte die Stahlherstellung keine fossilen Brennstoffe benötigen, aber das Gewinnen des Eisens aus dem Boden schon. Nicht zu vergessen sind auch die Auswirkungen auf die Umwelt.

Grüne IT: Der Ermöglicher und zugleich ein Problemverursacher

Diese Diskrepanz zwischen direktem und indirektem Umwelteinfluss ist besonders in der Grünen IT (Green IT) spürbar. Einerseits bietet sie Werkzeuge zur Optimierung des Energieverbrauchs und zur Überwachung der Umweltgesundheit, andererseits sind die Produktionsprozesse energie- und ressourcenintensiv. So verursacht beispielsweise die Produktion eines einzigen Laptops bis zu 500 kg CO2, was einen beachtlichen Teil des jährlichen CO2-Fußabdrucks einer Person ausmacht. Die Schattenseiten digitaler Technologien treten zunehmend hervor. Obwohl sie eine wichtige Rolle bei der Reduzierung von Emissionen spielen, tragen ihr Energieverbrauch und die Produktionsprozesse wesentlich zu Umweltproblemen bei – ganz zu schweigen vom Ressourcenabbau. Die steigende Anzahl digitaler Geräte in Haushalten und Büros verstärkt dieses Dilemma. So zeigt eine jüngste Studie aus Irland, einem Hort europäischer Datenzentren, dass dort Datenzentren schon 18% des gesamten Energieverbrauchs verschlingen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Herausforderung darin besteht, die Vorteile Grüner Technologien zu nutzen, ohne dabei die negativen Auswirkungen zu ignorieren. Es bedarf eines kritischen Blicks auf den gesamten Lebenszyklus dieser Technologien – von der Produktion bis zur Entsorgung. Viel zu wenig werden derzeit noch die wahren Verbräuche von neuen Technologien in den Nutzen ihrer Anwendung mit einberechnet. Aber dazu mehr in einem nächsten Beitrag.